«Es gibt keinen Lügendetektor»

Er sieht hin, wo andere manchmal lieber wegschauen: Henning Hachtel*.

Meine ersten Schritte in die forensische Psychiatrie machte ich während meiner Zeit im sozialpsychiatrischen Ambulatorium Luzern. Einmal pro Woche wurden die neuen Anmeldungen für Behandlungen an die Mitarbeitenden verteilt. Darunter waren auch Aufträge für ambulante Massnahmebehandlungen. Die Stille und das Abwarten der anderen konnte ich als junger Assistenzarzt damals meistens nicht gut aushalten. Oft mit etwas Bammel übernahm ich schliesslich diese Fälle. Mit der Zeit wurde es üblich, dass «der Hachtel» die forensischen Aufträge übernahm. So begann mein Einstieg in die und mein Interesse an der forensischen Psychiatrie – und der Weg führte mich schliesslich an die UPK.

Mein Umfeld wunderte sich meist darüber, dass ich gegenüber neuen Bekannten nur zurückhaltend über mein Arbeitsgebiet berichtete. Einerseits wurde ich oft mit falschen Vorstellungen über die Aufgaben der forensischen Psychiatrie konfrontiert, indem man mich etwa als Profiler oder mit einem Lügendetektor arbeiten sieht. Andererseits war es aber auch für mich zu Beginn schwierig auszumachen, was mich genau an dem Feld faszinierte. Als forensischer Psychiater habe ich oft Einblick in Extremsituationen von Menschen oder Kehrseiten der Gesellschaft. Mit der Zeit wurde es für mich klarer, dass es ein ganzer Blumenstrauss ist, der das Arbeitsgebiet attraktiv macht: die Schnittstelle an Recht und Psychiatrie, der intensive Einblick in Lebensverläufe, das Spektrum menschlicher Verhaltensweisen und die Zusammenarbeit mit vielen verschieden Institutionen, Behörden und Versorgern. Letztlich empfand ich die forensische Tätigkeit als konsequenteste Sozialpsychiatrie. Mein Vater brachte es in einem Gespräch einmal so zum Ausdruck: «Du kümmerst Dich um die Menschen, mit denen viele nichts mehr zu tun haben wollen.» Das trifft zu – und ich habe festgestellt, dass es manchmal auch nur wenige Umstände sind, warum jemand als Patientin oder als Patient in der forensischen Psychiatrie landet. All diese Facetten gilt es auszuhalten – und alle Puzzlesteine zusammenzutragen.

Hier an den UPK ist es ein Mix aus Personalführung, Forschung und Lehre, der für mich sehr spannend ist – und der mich auch ab und zu aus der Komfortzone bringt. Zusätzliches Rüstzeug für meine Arbeit konnte ich mir während meiner Zeit in Melbourne holen: dort setzte ich mich im Rahmen meiner Habilitation vertieft mit Statistik und den Feinheiten des wissenschaftlichen Schreibens auseinander.

Aus der Vergangenheit habe ich gelernt, dass uns Veränderungen ständig begleiten und wir diese meistern können. Ich habe die Hoffnung, dass wir in den UPK nicht müde werden, uns diesen Fragen und Veränderungen zu stellen und an Herausforderungen zu wachsen. Ganz gemäss einem wichtigen Credo in der Forensik: «Vergangenes Verhalten ist ein starker Prädiktor für zukünftiges Verhalten.»

Henning Hachtel

*PD Dr. Henning Hachtel ist Chefarzt und Direktor der Klinik für Forensik der UPK (UPKF). 

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