«Reise ins Innere des Ichs»

Schon während seines Studiums entdeckte Felix Müller sein Forschungsinteresse an LSD.

«Man lernt den inneren Himmel und die innere Hölle kennen» – so beschreibt der Basler Chemiker Albert Hofmann die Wirkung von LSD, das er im April 1943 entdeckt hat. Und der britische Schriftsteller Aldous Huxley nannte eines seiner Bücher über seine Erfahrungen mit dem verwandten Stoff Meskalin «Himmel und Hölle». Diese – zugegeben – etwas zugespitzten Aussagen fassen treffend zusammen, was psychedelische Substanzen von anderen Drogen unterscheidet: Ihre Wirkung ist extrem wandelbar und variiert nicht nur von Mensch zu Mensch, sondern auch von Tag zu Tag. Sie umfasst intensive, positive wie auch herausfordernde, negative Erlebnisse. Diese reichen von Zuständen innerer Ruhe bis hin zu «Bombardements» mit Bildern, Gedanken und Gefühlen – oft innerhalb weniger Stunden.

Der tschechische Psychiater Stanislav Grof verglich die Wirkung von LSD in den 1960er-Jahren mit einem «Verstärker» des Innenlebens. Je nach Persönlichkeit, Stimmung und äusseren Einflüssen können sehr unterschiedliche psychische Inhalte oder Emotionen hervorgerufen werden, abhängig davon, was im Inneren gerade präsent ist. Es ist wohl kein Zufall, dass sich der Begriff «LSD-Trip» entwickelt hat – er beschreibt gut dieses Charakteristikum einer Art Reise in die eigene Psyche.

Die inneren Türen aufstossen
Diese Eigenschaft macht Psychedelika allgemein zu herausfordernden Substanzen, deren Anwendung gut vorbereitet werden muss. In klinischen Studien wird deshalb grossen Wert darauf gelegt, möglichst günstige Bedingungen zu schaffen – etwa eine ruhige, vertrauensvolle Umgebung, in der sich die Teilnehmenden wohlfühlen. Gleichzeitig könnte gerade diese Unberechenbarkeit ein Grund dafür sein, warum Psychedelika nicht süchtig machen: Sie erzeugen keinen zuverlässig angenehmen Zustand und sind nicht geeignet, Probleme zu verdrängen. Im Gegenteil – sie bringen Probleme oft erst an die Oberfläche.

Diese verstärkende Wirkung könnte auch eine Erklärung für die therapeutischen Erfolge sein, die in zahlreichen Studien zur Behandlung von Depressionen, Angststörungen und Abhängigkeitserkrankungen beobachtet wurden. Psychedelische Substanzen ermöglichen Patientinnen und Patienten einen intensiven, detaillierten Einblick in ihre innere Welt und ihre persönlichen Muster. Sie fördern das Bewusstsein für Verhaltensweisen und Denkmuster, die sonst oft im Verborgenen bleiben. Je nach Rahmenbedingungen, Assoziationen und innerer Ausrichtung können sie unterschiedlich wirken. Letztlich können Psychedelika so aufzeigen, welches breite Spektrum das eigene Innenleben ausmacht. Oder wie es ein Patient nach einer LSD-Behandlung ausgedrückt hat: «Ich dachte immer, dass ich innerlich eher leer sei, nun weiss ich, dass es in mir viel zu entdecken gibt.»
Felix Müller

PD Dr. Felix Müller forscht an den Universitären Psychiatrischen Kliniken (UPK) Basel zu LSD. Er ist Präsident der Schweizer Ärztegesellschaft für Psycholytische Therapie (SÄPT), einer medizinischen Fachgesellschaft im Bereich der Psychedelikatherapie. Müller studierte Medizin in München, wo er auch promovierte. Er lehrt auch an der Universität Basel.

Soeben legte Felix Müller mit der Studie «Efficacy and safety of low- versus high-dose-LSD-assisted therapy in patients with major depression: A randomized trial» einen ersten Meilenstein rund um die therapeutische Bedeutung von LSD (News «LSD zeigt Wirkung bei Depressionen»).

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