Wie nutzen Kinder im Alter bis 5 Jahre digitale Medien in der Schweiz? Die kürzlich veröffentlichten Ergebnisse der nationalen Studie SWIPE (Swiss Study on Preschool Screen Exposure) geben darüber einen umfassenden Einblick. Befragt wurden über 4’000 Eltern in der Schweiz.
Vorweg: Die Daten der SWIPE-Studie zeigen, dass Eltern versuchen, einen verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien zu finden und digitale Medien häufig gemeinsam und in einem entwicklungsfördernden Kontext genutzt werden. Gleichzeitig, so streichen die Studienautorinnen und -autoren* hervor, mache die Untersuchung deutlich, wie wichtig das bewusste Gestalten von Inhalten, Dauer und Zeitpunkt der Mediennutzung sei.
Früh – und vor allem Audio
Gemäss SWIPE-Studie hat bereits jedes zweite Kind unter zwei Jahren mindestens einmal ein Smartphone, Tablet oder den Fernseher genutzt. Mit drei Jahren sind es fast drei Viertel der Kinder. «Die durchschnittliche tägliche Bildschirmzeit steigt mit dem Alter an – von rund 20 Minuten bei unter Zweijährigen auf etwa 45 Minuten bei Fünfjährigen», erklärt die SWIPE-Studienautorin Dr. Eva Unternährer, die an den UPK Basel zur Mediennutzung forscht. Positiv sei, dass die Mehrheit der Eltern die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Bildschirmzeit beachten. Allerdings: Bei Kindern unter zwei Jahren, für welche die WHO eine generelle Zurückhaltung vorschlägt, würden sich nur rund 40 % der Eltern danach richten.
Einen hohen Stellenwert bei der Mediennutzung haben Audioinhalte: So verbringt mehr als die Hälfte der Kinder die Zeit mit dem Hören von Musik oder Geschichten und mit Telefonieren. Bei bildschirmbasierten Aktivitäten dominieren Videogespräche mit der Familie, kurze Filme oder Bildungs-Apps.
Warum Eltern Bildschirmzeit erlauben
Weiter zeigt sich, dass Bildschirmzeiten von den Eltern meist selektiv und pragmatisch festgelegt werden. «Viele Eltern wählen altersgerechte und lernfördernde Inhalte ganz bewusst aus», so Eva Unternährer. Häufig diene der Einsatz auch der Entlastung im Alltag – etwa beim Kochen, Ausruhen oder in Übergangssituationen wie Autofahrten oder Wartezeiten. Bildschirme vor dem Schlafengehen werden von rund einem Fünftel der Kinder genutzt. «Das», so die Forscherin, «kann sich jedoch negativ auf die Schlafqualität auswirken».
Gemeinsame Nutzung
Etwa 17 % der Kinder konsumieren Medien alleine. Über 80 % der Kinder nutzen sie jedoch gemeinsam mit Eltern oder Geschwistern. Erwachsene begleiten das Anschauen aktiv, stellen Fragen und regen Gespräche an – was das Lernen und die Entwicklung ihres Nachwuchses fördern kann. «Grundsätzlich ist das etwas sehr Gutes», findet Eva Unternährer. Eltern könnten mit dem Kind etwas über den Mond lesen und dazu Filme über die Mondlandung schauen, illustriert die Psychologin eine Möglichkeit.
*SWIPE ist ein gemeinsames Forschungsprojekt zwischen den Universitären Psychiatrischen Kliniken (UPK) Basel (Dr. Eva Unternährer), der «Haute Ecole de travail social et de la santé» (HETSL) in Lausanne (Prof. Nevena Dimitrova), der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik (HfH) in Zürich (Prof. Fabio Sticca) und dem SWIPE-Konsortium (bestehend aus mehreren Schweizer Hochschulen. Alle Ergebnisse der SWIPE-Studie finden Sie hier und auf der SWIPE Webseite.
Praktische Empfehlungen zur Bildschirmnutzung im Kleinkindalter unter www.jugendundmedien.ch