Wie läuft das bei anderen?

Ein Seitenwechsel mit Christian Thimm und Johannes Sexauer.

Christian Thimm und Johannes Sexauer haben im Projekt «Seitenwechsel für Abteilungsleitungen» der UPK teilgenommen – und für drei Wochen ihre Stellen getauscht. Christian Thimm ist Leiter Pflege der Kriseninterventionsstation (KIS), Johannes Sexauer sein Pendant bei der Verhaltenstherapie (VTS).

Warum machen Sie am Seitenwechsel mit?
Christian Thimm (CT):
Seitenwechsel finde ich grundsätzlich sinnvoll. Ich habe in der Vergangenheit bereits einige Male ein bis zwei Tage auf anderen Abteilungen der UPK hospitiert. Das ermöglicht eine interne Vernetzung und erweitert den eigenen Horizont. Der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen unterstützt den Prozess der Selbstreflexion und der Zusammenarbeit. Auch habe ich dadurch ein besseres Verständnis für andere Abteilungen entwickelt, sehe etwa, welche Schwerpunkte in der täglichen Arbeit mit den Patientinnen und Patienten gelegt werden.

Die Teilnahme an diesem Projekt hat mich besonders angesprochen, da es für einen Zeitraum von drei bis vier Wochen angelegt und konkret mit der Herausforderung verknüpft war, die Rolle und Funktion der Leitungsperson zu übernehmen.

Johannes Sexauer (JS): Meine Neugier treibt mich immer wieder an, etwas Unbekanntes zu entdecken. Die vielen Behandlungsangebote in den UPK zu kennen, hilft mir bei Vorgesprächen oder in der Nachbehandlungsplanung.

Was war herausfordernd?
CT:
Obwohl ich eine Vorstellung davon hatte, welche Behandlungsform die VTS anbietet, bestand für mich die Herausforderung darin, innerhalb kurzer Zeit den Therapieprozess zu erfassen und die abteilungsspezifischen Strukturen zu verstehen.

JS: Der kurze Aufenthalt der Patienten und Patientinnen im KIS-Setting bringt einen hohen administrativen Aufwand mit sich, der interprofessionell eine gute Abstimmung benötigt. Sich in kürzester Zeit auf einen Menschen einzustellen und eine gemeinsame Idee für den Umgang mit den Schwierigkeiten zu erarbeiten, benötigt eine hohe Auffassungsgabe und Fachkompetenz.

Wie hat Sie das Team aufgenommen?
CT:
Das Team der VTS hat mich sehr herzlich aufgenommen und war von Anfang an sehr unterstützend. Sehr dankbar bin ich auch den Patientinnen und Patienten, die mich ebenfalls wohlwollend aufgenommen und akzeptiert haben – sie waren mir gegenüber sehr offen und haben mich an ihrem Therapieprozess und an sehr persönlichen Momenten teilhaben lassen.

JS: Sehr offen und herzlich. Die Atmosphäre im Team ist einladend, auch schwierige Situationen werden offen angesprochen und es wird gemeinsam nach Lösungen gesucht.

Wie unterscheidet sich die Arbeit im anderen Team, was ist gemeinsam?
CT:
 Der Behandlungsauftrag ist vollkommen anders. Ich komme aus dem akuten, transdiagnostischen Setting der KIS, in dem ein Patient oder eine Patientin maximal sieben Tage lang behandelt wird. Auf der VTS werden die Leute störungsspezifisch über einen Zeitraum von rund 8 bis 12 Wochen behandelt. Sie befinden sich in einer postakuten Situation. Die Angebote, Therapien und Strukturen unterscheiden sich dementsprechend sehr klar voneinander. Die Gemeinsamkeit sehe ich in der interdisziplinären Zusammenarbeit, die auf beiden Abteilungen einen hohen Stellenwert hat.

JS: Die Schnelllebigkeit bei einer Behandlungsdauer von einer Woche bringt eine gewisse Unruhe in den Alltag, Informationen drohen hier schnell einmal unterzugehen. Die Kolleginnen und Kollegen strahlen jedoch eine Routine und Kompetenz aus, was half, den Überblick zu behalten.

Was nehmen Sie aus diesem Seitenwechsel mit?
CT:
Der Seitenwechsel hat mir Einblick in Therapieverläufe einzelner Patientinnen und Patienten ermöglicht, die ich bereits auf der KIS kennengelernt habe. Das war für mich eine sehr wertvolle Erfahrung. Ich kann einen Seitenwechsel nur sehr empfehlen!

JS: Für das KIS-Team und die Patientinnen und Patienten ist eine schnelle Rückmeldung, zum Beispiel von den angefragten Therapieabteilungen für Vorgesprächstermine, sehr hilfreich und entlastend. Dies, um einer Patientin oder einem Patienten wenn nötig eine Folgelösung anbieten zu können. Eindrücklich war für mich zu sehen, dass Patientinnen und Patienten schon nach sieben Tagen Aufenthalt auf der KIS eine deutliche Reduktion der Symptombelastung zeigen – und es das KIS-Team schafft, zusammen mit Patientinnen und Patienten in dieser kurzen Zeit Lösungen zu erarbeiten und aufzugleisen. Die Entlastung spiegelt sich übrigens auch in den Auswertungen der so genannten BSCL-Bögen wider. Diesen Aspekt hatte ich nicht so aussagekräftig erwartet. Weiter beeindruckt hat mich, wie es das Team schafft, allfällige Barrieren gegenüber der Psychiatrie abzubauen und einen ersten vertrauensvollen Kontakt auf Augenhöhe aufzubauen. Die KIS ist für viele Patienten und Patientinnen oft ja ein erster stationärer Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik.

 

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