Vielleicht lag es an meiner familiären und biografischen Prägung, dass mich immer individuelle Lebenssituationen und Biografien sowie übergeordnete strukturelle, politische und gesellschaftliche Aspekte und Zusammenhänge interessiert haben. Daher habe ich mich auch für das Studium der Sozialarbeit und Sozialpolitik entschieden. Und mit meiner Tätigkeit in der Prävention und Gesundheitsförderung im Gesundheitsdepartement habe ich einen Ort gefunden, der all diese Interessen optimal verbindet. Die Prävention will Wissen vermitteln, aber auch strukturelle Veränderungen anstossen und stellt sich stets die Frage, wovon Gesundheit abhängt. Gesundheitsförderung heisst, soziale Ungleichheiten zu reflektieren: Wer hat welche Gesundheitskompetenzen und wie prägt das die gesundheitliche Chancengleichheit? Das sind Themen, die mich sehr beschäftigen.
Aufgewachsen als Kind von psychisch erkrankten Eltern, liegt mir das Thema psychische Gesundheit besonders am Herzen. Wie eine psychische Erkrankung das ganze Umfeld und insbesondere die Lebenswelt eines Kindes prägt, beschäftigt mich aus persönlicher und fachlicher Sicht. Bereits seit mehreren Jahren engagiere ich mich daher in der Aufklärung und Sensibilisierung rund um das Thema Angehörige in der Psychiatrie. In dieser Funktion bin ich Mitglied des Behandlungsbeirat der UPK. In diesem trialogischen Gremium werden seit 2013 Fragen rund um die Qualität der Behandlung in den UPK gemeinsam mit Zuweisenden, Angehörigen und Psychiatrieerfahrenen unter der Leitung eines Geschäftsleitungsmitglied kritisch diskutiert.
Besonders wichtig ist mir in Zusammenhang mit der psychischen Gesundheit das Projekt «Aktionstage Psychische Gesundheit», in dessen Projektteam ich seit 2019 mitarbeite. Seit nun bereits zehn Jahren werden in dieser Veranstaltungsreihe Themen rund um psychische Gesundheit und psychische Erkrankungen aus der Perspektive von Fachpersonen, Psychiatrieerfahrenen sowie Angehörigen für knapp zwei Wochen in die Mitte der Gesellschaft gerückt – immer auch mit Expertinnen und Experten der UPK. Obwohl wir in der Enttabuisierung von psychischen Krisen schon viel weiter sind als noch vor vielleicht 15 Jahren, gibt es nach wie vor viel zu tun. Noch immer erleben Menschen Stigmatisierung und formulieren grosse Unsicherheiten im Umgang mit psychischen Erschütterungen.
Erst am Anfang einer gesellschaftlichen Enttabuisierung stehen wir jedoch beim Thema Einsamkeit. Seit Februar dieses Jahres leite ich das neu gegründete Programm zur Prävention von Einsamkeit bei jungen Erwachsenen in der Abteilung Prävention von Basel-Stadt. In dieser Funktion bin im Dezember auch ich Teil des Podiumsgesprächs zu Einsamkeit in der Reihe «Mensch & Psyche» der UPK. Darauf freue ich mich sehr, denn über die gesundheitlichen Auswirkungen von Einsamkeit aufzuklären, ist zentral. Spätestens seit der Corona-Pandemie wird Einsamkeit immer mehr als zentraler Faktor sowohl für die psychische als auch für die physische Gesundheit anerkannt. Ich finde das Thema enorm spannend, weil die Entstehung von Einsamkeit multifaktoriell ist und dabei zahlreiche individuelle und strukturelle Aspekte zusammenkommen.
Danach gefragt, welche Vision am Ende all dieser Projekte stehen soll, würde ich sagen: Die Reduktion von sozialer Ungleichheit und mehr Orte, an denen wir uns ehrlich begegnen können, mit all unseren Stärken und Verletzlichkeiten.
Freija Geniale
Freija Geniale macht ihren Master in «Changing Societies: Migration – Resources Conflicts» an der Universität Basel. Sie ist Mitglied des Behandlungsbeirats der UPK und arbeitet seit über drei Jahren in der Abteilung Prävention des Gesundheitsdepartements Basel-Stadt. Sie ist zudem als Angehörigenberaterin tätig. Kontakt: freija.geniale@bs.ch.
Übrigens: Die Abteilung Prävention lädt am 25. November 2025 zur Fachtagung «Einsamkeit bei jungen Menschen als Belastung für die psychosoziale Gesundheit - Ursachen und Handlungsspielräume». Weitere Informationen und Anmeldung hier. Und Freija Geniale ist auch Gast am nächsten «Mensch & Psyche»-Podium am 9. Dezember 2025 zum Thema «Einsamkeit» (mit dabei sind auch Prof. Undine Lang, Direktorin der Klinik für Erwachsene und der Privatklinik, sowie Dr. Victoria Block, psychologische Klinikleiterin der Privatklinik).